Jedes Alter zählt

Zwei große Entwicklungen verändern die Zukunft Deutschlands stark: Erstens werden wir älter als die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten und zweitens haben wir weniger Kinder. Auch in Gotha wird dieser Wandel spürbar werden. Für das Jahr 2030 wird ein Bevölkerungsrückgang von 13,8 Prozent und ein Durchschnittsalter von über 50 Jahren prognostiziert. Zum Vergleich: 2010 betrug das Durchschnittsalter noch 45 Jahre. Wenn über das Thema demografischer Wandel berichtet wird, sind damit häufig Ängste verbunden. Doch haben wir wirklich nur Grund, uns vor der Zukunft zu fürchten? Wie wird das Leben grade in unseren ländlichen Regionen aussehen? Kein Zweifel, die demografische Entwicklung stellt eine große Herausforderung dar, die Bund, Länder, Kommunen, Wirtschaft, Kirchen, Vereine und letztlich jeden einzelnen Bürger betrifft. Ich glaube aber fest, dass wir diese Aufgabe meistern können, wenn wir sie als Chance begreifen. Wir bleiben bis ins hohe Alter fit und können länger aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Das ist ein positiver Aspekt. Eine Gesellschaft muss nicht ständig wachsen, um zusammenzuhalten und produktiv zu sein. Gleichwohl müssen wir Strategien entwickeln, wie wir die verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche künftig mit einer kleineren Bevölkerungszahl gestalten können.

Die christlich-liberale Bundesregierung hat die Bewältigung der demografischen Entwicklung zu einem wesentlichen Ziel ihrer Arbeit gemacht. Unter dem Motto „Jedes Alter zählt“ wurde eine Demografiestrategie entwickelt, die die verschiedenen Lebensbereiche umfasst – von der Familie über die Bildung, das Arbeitsleben bis hin zur Gesundheit – und konkrete Handlungsziele formuliert.
Ein zentrales Anliegen der Koalition ist es, die Meinungen der Menschen direkt in den Entscheidungsprozess einfließen zu lassen. Der Bürgerdialog des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im November in Gotha bot dafür eine ideale Plattform. Als Mitglied des Bildungsausschusses war es mir ein Anliegen, dass ein Bürgerdialog auch in meinem Wahlkreis stattfindet. Probleme wie Unterrichtsausfall, Fachkräftebedarf und Hausarztmangel wurden offen diskutiert. Bei der Veranstaltung habe ich erlebt, dass das Konzept des Dialogs aufgeht. Die Bürger selbst kennen die Strukturen vor Ort am besten und haben viele tolle Ideen dafür, wie das Miteinander der Generationen aussehen kann. Ihre Vorschläge betrafen beispielsweise Anreize für die Anwerbung von Landärzten, Mehrgenerationenhäuser als Begegnungsstätten oder die Stärkung des Ehrenamtes.

Ich bin auch überzeugt, dass unsere ländlichen Regionen Zukunft haben, wenn wir die Infrastruktur entsprechend weiterentwickeln. Gerade erst hat der Bundestag einen Antrag der Koalition verabschiedet, der konkrete Maßnahmen auf den Weg bringt, um das Leben auf dem Land zukunftsfest zu machen. Schwerpunkte sind zum Beispiel der Ausbau der Breitbandversorgung und die Förderung der Mobilität. Auch auf dem CDU-Bundesparteitag Anfang dieser Woche wurde der demografische Wandel intensiv thematisiert. Ich bin übrigens sicher, dass grade der Osten gute Voraussetzungen zur Bewältigung dieser Aufgabe hat. Mit großen strukturellen Umwälzungen haben wir schließlich schon Erfahrung gesammelt und werden auch diese Herausforderung zu meistern wissen.