23 Nov Elektromobilitität: Freistaat braucht Verbündete – Im Alleingang chancenlos
Gestern (22. November) endete in Erfurt die Europäische Konferenz für Elektromobilität, bei der Wirtschaftsvertreter, Politiker und Wissenschaftler gemeinsam über Herausforderungen und Chancen der Elektromobilität für Deutschland und Thüringen diskutierten. Für den Freistaat könnte diese Zukunftstechnologie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor werden. Ein Grund mehr, sich um einen der begehrten Plätze als Schaufensterregion zu bewerben. Immerhin winken üppige Fördergelder des Bundes. Doch die vier Thüringer Bundestagsabgeordneten Christian Hirte, Tankred Schipanski, Volkmar Vogel und Antje Tillmann, die für die Bereiche, Umwelt, Forschung, Verkehr und Finanzen im Bundestag zuständig sind, sehen noch Nachholbedarf seitens des Thüringer Wirtschaftsministers Matthias Machnig.
„Alleingänge Machnigs sind bei dieser millionenschweren Ausschreibung nicht hilfreich. Aus Berliner Perspektive wäre Thüringen bei einer alleinigen Bewerbung chancenlos. Daher muss Machnig jetzt dringend Verbündete für die Bewerbung suchen, vor allem bei unseren mitteldeutschen Nachbarn. Gemeinsam hätte man eine Chance, sich gegen die großen Ballungszentren im Westen und Süden durchzusetzen“, so die Thüringer Unionsabgeordneten. Die Erfurterin Antje Tillmann bedauerte die Signale aus Sachsen, andere Wege gehen zu wollen. „Alle reden von einer Stärkung Mitteldeutschlands, daher ist es schade, dass ein Land im Konkreten dann ausschert. Machnig muss alles daran setzen, die Länder zu einer gemeinsamen Initiative zu bewegen“, erklärte Tillmann.
Der Freistaat müsse zudem noch beim Konzept fleißig nachbessern. In Thüringen gebe es keine Metropolen für das Fahren mit Strom. „Bundesweit gibt es beim Thema Elektromobilität viele gute Angebote. Unser Alleinstellungsmerkmal ist der Einbezug des ländlichen Raumes“, betonte Verkehrsexperte Vogel. Auch Umweltpolitiker Hirte bekräftigte die Bedeutung des ländlichen Raums: „Ganz Mitteldeutschland ist davon geprägt. Alles, was bisher von dem Konzept bekannt ist, wirkt eher wie ein unsortierter Bauchladen aus Stadt und Land. Wenn wir eine Chance in diesem Bewerbungsverfahren haben wollen, dann muss es um spezifische Ideen und Anforderungen im ländlichen Raum gehen.“
Forschungspolitiker Schipanski erinnerte an den Umfang und die Potenziale, die mit den Schaufensterregionen verbunden sind: „Thüringen ist ein traditionsreiches Land des Automobilbaus, hat eine starke Zulieferindustrie und den Forschungsleuchtturm Ilmenau, der beim Thema Elektromobilität Akzente setzt. Das ist eine gute Klammer. Der Bund hat mit seinem Programm hervorragende Rahmenbedingungen für den Ausbau der Zukunftsbranche Elektromobilität geschaffen. Es wäre nun fatal, wenn Thüringen diese einmalige Chance einer Förderung in Millionenhöhe verpassen würde.“
Hintergrund: Mit der Initiative „Schaufenster Elektromobilität“ fördert die Bundesregierung in den nächsten Jahren den Ausbau der Elektromobilität mit einem Fördervolumen von insgesamt 180 Millionen Euro. Als Schaufenster-Region können sich dabei Zusammenschlüsse aus in der Elektromobilität forschenden Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen gemeinsam mit den jeweiligen Ländern, Städten oder Gemeinden bewerben. Dafür muss bis zum 16. Januar 2012 ein umfassendes Gesamtkonzept, das möglichst vielfältige Akteure einbindet und die gesamte Wertschöpfungskette der Elektromobilität einschließt, eingereicht werden.
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