Wahlfreiheit für Familien

Das Thema Betreuungsgeld bewegt die Menschen. Warum soll in Deutschland überhaupt ein Betreuungsgeld eingeführt werden? Seit vielen Jahren ist der Ausbau von Kindertagesstätten wichtiger Bestandteil unserer Familienpolitik. Ab 2013 kommt das Betreuungsgeld hinzu. In Thüringen haben wir mit dem Landeserziehungsgeld schon positive Erfahrungen gesammelt. In skandinavischen Ländern wie Norwegen und Finnland, häufig gelobt für ihre gute Familienpolitik, ist das Betreuungsgeld längst Praxis. Das Betreuungsgeld ergänzt die schon bestehende Familienförderung und bevorzugt eben keinen bestimmten Lebensentwurf. Wir haben in Deutschland nur dann Wahlfreiheit wenn Familien, die das möchten, einen Krippenplatz auch bekommen und Familien, die ihre Kinder von ein bis drei Jahren zu Hause betreuen möchten, eine andere Art der Unterstützung erhalten.

Wir wollen den Familien kein bestimmtes Lebensmodell vorschreiben, wir wollen ihnen Wahlfreiheit ermöglichen und vertrauen in ihre Entscheidungen und Fähigkeiten. Eltern können eine enge emotionale Bindung zu ihren Kindern aufbauen, wenn sie sie in eine Krippe geben. Ebenso sind sie sind fähig, ihre Kinder ausreichend zu fördern wenn sie sie bis zum dritten Lebensjahr zu Hause betreuen. Beide Familienmodelle verdienen Förderung und Anerkennung.

Bedeutet das Betreuungsgeld einen arbeitsmarktpolitischen Rückschritt? Ganz klar nein. Richtig ist, dass es Eltern erleichtert werden muss, nach einer Betreuungszeit wieder in ihren Beruf einzusteigen. Hier ist die Wirtschaft gefordert, die Rahmenbedingungen der Arbeitswelt familienfreundlicher zu gestalten. Das Betreuungsgeld erhalten außerdem auch die Eltern, die arbeiten gehen und die Betreuung ihrer Kinder zu Hause durch Großeltern oder eine Tagesmutter organisieren. Die Einführung des Betreuungsgeldes soll Eltern also keinesfalls davon abhalten, ihren Beruf auszuüben. Insofern taugt auch der Begriff „Herdprämie“ nicht, der zudem noch sehr herablassend über die Frauen urteilt, die sich dazu entscheiden, in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder zu Hause zu bleiben. Wer auf diese Weise das Betreuungsgeld verurteilt, der verurteilt gleichermaßen die Lebensentscheidung, die einen Vorteil daraus erzielt.

Die Betreuung unserer Kinder ist zu wichtig, um für ideologische Grabenkämpfe instrumentalisiert zu werden. Auch für die politische Debatte ist es meiner Meinung nach erstrebenswert, dass wieder sachlicher diskutiert wird. Es geht hierbei um die Betreuung von Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr. Wir müssen überlegen, wie wir ein Klima schaffen können, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördert und wir müssen daran arbeiten, die Rahmenbedingungen der Arbeitswelt besser zu gestalten. Dafür gibt es bei uns bereits viele positive Initiativen auf lokaler Ebene, die gerade die mittelständischen Betriebe für diese Thematik sensibilisieren. Am Beispiel Thüringens hat sich auch gezeigt, dass die Befürchtungen, die mit dem Betreuungsgeld verknüpft werden, nicht zutreffen.