Fracking: Sicherheit hat oberste Priorität

Am vergangenen Dienstag besuchte der neue Bundesumweltminister Peter Altmaier Thüringen. Das war eine sehr willkommene Gelegenheit, um wichtige umweltpolitische Projekte direkt zu besprechen. Schließlich fallen in seinen Verantwortungsbereich derzeit besonders viele Themen, die uns hier in der Region direkt betreffen. Dazu zählt neben der Solarstromförderung und dem Ausbau der Stromnetze auch der künftige Umgang mit der umstrittenen Gasfördermethode Fracking.

Durch Fracking kann Erdgas, das in Gesteinsschichten tief unter der Erdoberfläche eingelagert ist, gefördert werden. Um an das Gas zu gelangen, werden zunächst Bohrungen in großer Tiefe vorgenommen. Hat man die gashaltige Gesteinsschicht erreicht, wird unter hohem Druck ein Gemisch aus Wasser, Sand und chemischen Zusatzstoffen in das Bohrloch gepresst. So wird die Gesteinsschicht aufgebrochen, es entstehen Risse (englisch: fractures, daher „Fracking“). Durch diese entweicht das Gas und wird schließlich an die Erdoberfläche befördert.

In Thüringen möchte das amerikanisch-kanadische Unternehmen BNK Petroleum Erdgas durch Fracking gewinnen. Hierzu hat es von der Landesregierung bereits Genehmigungen für Erkundungsbohrungen auf drei möglichen späteren Abbaufelder erhalten. Die Gebiete erstrecken sich von der thüringisch-niedersächsischen und thüringisch-hessischen Grenze bis Gotha und Erfurt.

Ich habe die vergangenen Wochen genutzt, um mit allen beteiligten Akteuren ins Gespräch zu kommen und mir ein Urteil zu bilden. Im Landkreis Gotha habe ich mit Vertretern der Bürgerinitiative „Fahner Höhe“ diskutiert. Sie schilderten mir eindrucksvoll die großen Risiken für Mensch und Natur. Problematisch erscheint mir insbesondere die Verwendung hochgiftiger Chemikalien, die zum Teil im Erdreich verbleiben und ins Grundwasser gelangen können. Der verbleibende Teil der chemischen Substanzen wird zwar zurück an die Erdoberfläche gepumpt und gefiltert. Hierfür gibt es jedoch noch kein etabliertes Verfahren. In Berlin suchte ich das Gespräch mit dem General Manager von BNK Petroleum, der mir seine Sicht der Dinge darlegte und die Umweltverträglichkeit der Fördermethode hervorhob.

Die Politik nimmt die Sorgen und Ängste der Bevölkerung sehr ernst. So hat sich der thüringische Landtag vor wenigen Wochen mit den Stimmen von CDU und SPD gegen das Fracking ausgesprochen. Auch der Kreistag Gotha hat ein entsprechendes Positionspapier verabschiedet. Auf Bundesebene erarbeitet das Umweltbundesamt derzeit ein wissenschaftliches Gutachten, das im Herbst 2012 vorgelegt werden soll.

Dieses Gutachten werden wir abwarten, um entscheiden zu können, inwieweit das deutsche Bergrecht geändert werden muss, um höchstmögliche Sicherheit für die Bevölkerung und die Umwelt zu gewährleisten. Vor der Veröffentlichung dieses Gutachtens dürfen keine weiteren Fakten geschaffen werden. Dazu besteht auch kein Anlass, denn die Erkundungsbohrungen können nach Unternehmensangaben frühestens 2014 beginnen. So bleibt genügend Zeit für die Politik, um im Herbst diesen Jahres eine intensive Debatte über das Fracking einzuleiten und danach eine Entscheidung in Kenntnis aller Fakten zu fällen.
Zur Vorbereitung auf diese Debatte ich habe Bundesumweltminister Altmaier bei seinem Besuch für die Sorgen und Ängste der Bevölkerung in Thüringen sensibilisiert und ihm auch meine eigenen Bedenken mit auf den Weg gegeben.