21 Jan Weihnachten in Kansas
Seit ich im Sommer 2013 den Frankfurter Flughafen betrat um für ein Jahr Abschied vom deutschem Boden zu nehmen, sind mittlerweile schon fünf Monate vergangen. Halbzeit also. Die Zeit hier vergeht wie im Fluge. Meine neue Heimat, die Schule, die neuen Freunde, das Leben in meiner Gastfamilie und natürlich die englische Sprache mit der ich mich ununterbrochen auseinandersetzen muss – all das ist mittlerweile Routine für mich. Nach der Schule treffe ich mich mit meinen Freunden aus dem Drama-Club und wir studieren zusammen Theaterstücke wie den „Hobbit“ ein.
In den letzten drei Monaten ist viel geschehen. Ich durfte das erste Mal in meinem Leben „Thanksgiving“ (jährlich am 4. Donnerstag im November) feiern. Hierbei kommt die gesamte Familie zusammen, dankt für das letzte Jahr und lässt sich danach ein riesiges Festmahl mit Truthahn, Mais, amerikanischen Pies und vielem mehr schmecken.
Gleich im Anschluss begann die Weihnachtszeit. Christmas in den USA unterscheidet sich drastisch von Deutschland. Wo in meiner Hemat mehr auf Tradition und Gemütlichkeit geachtet wird, setzt man in den USA auf bunte Lichter und ausgelassene Feierstimmung. Das für mich Einprägsamste war, wie sich die Städte im Dezember veränderten. Jedes Haus wurde mit Lichterketten behangen, in den Vorgärten waren Rentiere und aufblasbare Schneemänner (da es in Kansas nahezu nie schneit) zu bestaunen und auf den Schornsteinen sah man blinkende Santa Clauses winken. Alles war so hell und grell erleuchtet!
Doch auch meine Gastfamilie lernte dieses Jahr von einer anderen Kultur. Meine Mutter schickte uns pünktlich zum ersten Dezember vier Adventskalender und einen Stollen – beides Dinge, die schon einem Kleinkind aus Deutschland im Advent nicht fehlen dürfen, hier in Amerika aber weitestgehend unbekannt sind. Ich zeigte ihnen wie man Fröbelsterne bastelt und wir feierten die Adventsonntage. Auch meine Schule bekam einen Hauch von Deutschland zu spüren. In den German-Classes präsentierte ich dreimal mein Heimatland, klärte Gerüchte auf und beantwortete geduldig Fragen. Zum Dank wurde ich am vorletzten Schultag zum „German-Christmas-Foodday“ eingeladen, bei dem jeder der auf der Schule deutsch lernte etwas kleines selbstgebackenes, oder gekauftes Deutsches mitbrachte. Auch kulturell war der Dezember gefüllt. So durfte ich dem Schulchor für das Weihnachtskonzert die erste Strophe von „Stille Nacht“ auf deutsch beibringen und mit der Marching Band ebenfalls Teil eines rahmenfüllenden Weihnachtsprogrammes sein.
Weihnachten an sich wird hier am Morgen des 25. Dezembers gefeiert. Schon früh am Morgen weckte mich meine kleine Gastschwester und nachdem die ganze Familie unter dem Weihnachtsbaum versammelt war, packten wir unsere Geschenke aus, sangen Weihachtslieder und aßen später am Tag mit der ganzen Familie den berühmten amerikanischen Weihnachtsschinken.
Dass ich nun schon fast ein halbes Jahr in den Vereinigten Staaten lebe, ist ein unbeschreiblich schönes, und gleichzeitig unwirkliches Gefühl. Manchmal komme ich mir vor wie in einem sehr langen, wundervollen Traum. Die Zeit verfliegt so schnell wie noch nie in meinem Leben und ich versuche, jeden Moment so unvergesslich wie nur möglich zu gestalten.